ZAHNFABRIK NEWS
Digitale Abformung in Kombination mit dem Hochleistungskunststoff PEEK
In der Zahntechnik wird seit längerer Zeit für die Patientenversorgung ein Polyetheretherketone (PEEKKunststoffe) verarbeitet. Dieser Hochleistungskunststoff lässt sich maschinell aus einem Blank fräsen oder im thermoplastischem Spritzgussverfahren verarbeiten. Die vielen Vorteile von einem PEEK Kunststoff liegen auf der Hand. Dieser Hochleistungskunstoff besitzt eine hervorragende Abriebfestigkeit, sowie zusätzlich ein ausgezeichnetes Gleitvermögen. Des Weiteren hat der Kunststoff eine äußerst geringe Neigung zu Verfärbungen und Plaqueanlagerung. Als weitere positive Eigenschaft ist hervorzuheben, dass er besonders leicht und bestens für Allergiepatienten geeignet ist.
Patientfall
Eine ältere Patientin (82 Jahre alt) war bisher seit ca. 8 Jahren im Oberkiefer mit einer Totalprothese, und im Unterkiefer mit einer Teleskoparbeit versorgt. Die Teleskoparbeit im Unterkiefer hatte zum Zeitpunkt der Vorstellung nur noch eine geringe Friktion, wodurch die Prothese durch zum Beispiel klebrige Speisen und der Zunge angehoben wurde. Zudem ist die vorhandene Teleskoparbeit für das Gefühl der Patientin sehr schwer. All diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass der Patienten das Handling und der Umgang mit der Prothese schwerfiel, und der Sitz sie nicht mehr glücklich machte. Der Restzahnbestand im Unterkiefer besteht noch aus den Zähnen 33, 34, 43, 44, 46. Die Zähne sind soweit noch erhaltungswürdig, und der jeweilige Randspalt von den Primärkronen ist gut und dicht. Lediglich an zwei Zähnen ist das Zahnfleisch etwas zurückgegangen, was aber bisher keinerlei klinische Probleme bereitet hat. Aufgrund des erhaltungswürdigen Restzahnbestandes haben wir uns mit der Patientin dazu endschlossen, eine neue PEEK-Sekundärkonstruktion herzustellen. Die vorhandenen Primärkronen verbleiben im Mund, und wurden somit nicht neu hergestellt.
Vorgehensweise
Wir haben uns aus mehreren Gründen bewusst gegen eine klassische Abformung endschieden. Zum einen hat die Patientin eine sehr kleine Mundöffnung, und verträgt keine langen Öffnungspositionen des Kiefers. Zudem hat die Vergangenheit gezeigt, dass eine klassische Abformung über die vorhandenen Primärkronen, und darauf gefertigte Sekundärkonstruktion, keine ausreichende Passung aufgewiesen hat. Die Abformung wurde digital mit dem Intraoralscanner CS3600 von der Firma Carestream vorgenommen. In der CS Imaging Software von Carestream wurde der Scanmodus „Vor- und Nachscan“ einer Restauration ausgewählt. Dies war die in diesem Fall die beste Möglichkeit, um die korrekte Bisslage mit in den Scan zu übernehmen. Beim CS3600 können bis zu sieben Bissnahmen gescannt werden, meistens sind jedoch schon drei völlig ausreichend.
Das Bild zeigt die Benutzeroberfläche der Carestream Software, wo gerade die Bisssituation gescannt wurde.
Die Oberkieferprothese wurde außerhalb des Mundes gescannt, um die Abformung für die Patientin so angenehm wie möglich zu machen. Die Unterkieferprothese wurde direkt im Mundraum gescannt. Hierbei war darauf zu achten, dass so viel wie möglich von der Schleimhaut sowie von der Umschlagfalte als spätere Referenz mit gescannt wurde.
Das Bild zeigt die vorhandene Teleskopprothese in Situ. Durch das mitscannen der Unterkieferprothese konnte die Bisshöhe und die Lage das Unterkiefers zum Oberkiefer korrekt in den Scandatensatz übernommen werden.
Nach der Erfassung der Ist-Situation, wurde die Unterkieferprothese entfernt und der nächste Schritt in der CS Imaging Software ausgewählt. Im „Aufnahme nach Präparation“ Modus konnten wir die Primärkronen und die Schleimhaut scannen. Hierbei wurde die Scanspitze des CS 3600 auf eine ihm bekannte Schleimhautposition gehalten. Während des Scanvorgangs wurde die Prothese virtuell herausgerechnet und somit die Primärkronen und die Schleimhaut gescannt.
Die Bilder im Slider zeigen die Unterkiefersituation ohne Prothese. Alle Primärkronen konnten ohne Puder oder Scanspray problemlos gescannt werden. Lediglich im 3.Quadraten war der sehr schmale und eingefallene Kieferknochen eine kleine Herausforderung.
Aus den Rohdaten die der CS3600 generiert wurde eine STL- Datei erstellt. Diese produzierte STL-Datei wurde in den 3Shape Dental Designer geladen, wo dort die Sekundärkonstruktion modelliert wurde.
Die Bilder im Slider zeigen die Situation und die Konstruktion der PEEK-Basis
Nach der Konstruktion wurde die Datei ausgegeben und anschließend maschinell aus einem PEEK-Blank gefräst. Parallel wurden aus dem gleichen Scandatensatz Kunststoffmodelle auf einem 3D-Drucker Vida von der Firma Envisiontec gedruckt. Nach dem Fräsen der PEEK-Konstruktion wurde die Arbeit anschließend aus dem Blank gefräst, und im Anschluss auf dem Kunststoffmodell die Passung überprüft.
Die Bilder im Slider zeigen die fertig gefräste PEEK Konstruktion auf einem Kunststoffmodell. Die Modelle wurden auf einem 3D-Drucker Vida von Envisiontec gedruckt.
Bei der Gerüstanprobe im Mund wurde nochmals die Passung und die Friktion auf den Sitz überprüft. Auf eine normalerweise übliche Wachsanprobe wurde in diesem Fall verzichtet, da die bisherige Situation von der alten Prothese übernommen werden sollte.
Die Bilder im Slider zeigen die Gerüstanprobe. Schon hierbei wurden die perfekte Passung und der gute Sitz deutlich wahrgenommen. Die Gleiteigenschaften waren perfekt und es gab keinerlei Spannungen.
Nach der Gerüsteinprobe wurde eine klassische Aufstellung der Zähne auf dem Kunststoffmodell hergestellt. Zusätzlich wurden die Sekundärkronen mit einer Kunststoffverblendung verblendet. Bei der Fertigstellung der Prothese ist darauf zu achten, dass eine spezielle Isolierung (Palaferm) benutzt werden muss, um zu verhindern, dass sich der Prothesenkunststoff mit dem Kunststoffmodell verbindet.
Die Bilder zeigen die fertige PEEK Konstruktion mit aufgestellten Zähnen und den Kunststoffverblendungen.
Eingliederung
Die fertige Arbeit passte sehr gut. Der Randschluß und die Friktion waren perfekt. Die Patientin konnte die fertige Versorgung problemlos händeln. Das Ein- und Ausgliedern der Arbeit lief ebenfalls problemlos. Die Prothese machte beim Ausgliedern das gewollte „schmatsch“ Geräusch. Der digitale Workflow hat bei diesem Patientenfall gezeigt, dass die digitale Fertigung von Zahnersatz bestens funktioniert. Dank der digitalen Abformung konnten die Primärkronen erhalten bleiben, und eine sehr gut sitzende Prothese konstruiert und eingesetzt werden.